Filmmarketing goes mobil. Pünktlich zur 5. bayrischen Jahreszeit, der Wiesn, veröffentlicht Universum Film für die neue Komödie von Markus Goller EINE GANZ HEISSE NUMMER eine App, mit der man Herzens-Botschaften als Herzl-Botschaften verschicken kann.

Mit der kostenlosen App für iTunes und Android: lassen sich Lebkuchen-Herzen individuell gestalten, von bayrisch rustikal bis ganz individuell mit eigenem Foto als Hintergrund. Und nach persönlichem Geschmack mit allerlei Schleifen, Zuckerguss und anderen schönen und heißen Dingen verzieren. Besonders werden die Liebesgrüße natürlich durch eure innigen Botschaften: Dein Herzl kann mit den fetzigsten Sprüchen der Komödie oder eigenen Texten gestaltet werden – ob liebreizend süß wie feinstes Naschwerk, klebrig wie kunterbunter Zuckerguss oder auch mal etwas härter wie der Lebkuchen vom letzten Jahr, entscheiden die lieben Liebenden.

Verschicken lassen sich die Liebesgrüße aus der App direkt per E-Mail oder über Facebook. Und wer seinen Liebsten einen Vorgeschmack auf EINE GANZ HEISSE NUMMER bieten will, hat mit der App den Filmtrailer auch unterwegs immer und überall griffbereit. Als besonderes Highlight für besonders verliebte Herzl-Schicker: wer mindestens sechs Herzl mit der App versendet, erhält zum Kinostart am 27.10.2011 zwei Tickets für EINE GANZ HEISSE NUMMER zum Preis von einer Kinokarte- solange der Vorrat reicht!

Entwickelt wurde die Herzl-App für EINE GANZ HEISSE NUMMER vom Münchner Spezialisten cwerk, der die App für das ipad, iPhone und iPod Touch, sowie Android-Geräte umgesetzt hat. Weiter Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite und auf der Facebook-Fanpage.

So ihr lieben DigitaleLeinwand-Leser, wer schickt mir ein Herzl? Hier geht es zum Download.

 

Kurzinhalt: Eine kleine Dorfgemeinschaft mitten im Bayerischen Wald. Der Geist der katholischen Kirche ist zwar allgegenwärtig, dafür mangelt es seit Schließung der Glashütte an wirtschaftlicher Perspektive. Der kleine Lebensmittelladen von Waltraud (GISELA SCHNEEBERGER), Maria (BETTINA MITTENDORFER), und Lena (ROSALIE THOMASS) steht vor der Pleite. Die Nachbarn fahren lieber in die nächste Stadt zu Aldi, in vier Wochen läuft der Kredit ab. Da erhält Maria einen schmutzigen Anruf. Der Kerl ist offenbar falsch verbunden, doch der peinliche Zwischenfall bringt Maria auf eine geniale Idee: ein erotischer Telefonservice – im erzkatholischen Marienzell eine echte Marktlücke. Mit selbstgedruckten Handzetteln und dem Slogan „Das Allerbeste aus unserer Heimat“ werben die drei für ihre „ganz heiße Nummer“. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten – Was sagt man denn da so…? – machen Maria, Waltraud und Lena als „Maja“, „Sarah“ und „Lolita“ Furore. Der hochnäsigen Bürgermeistergattin (MONIKA GRUBER) kommt das neue Selbstbewusstsein ihrer Nachbarinnen jedoch höchst verdächtig vor. Sie beschattet das Trio – und beschwört einen Skandal herauf…

Als Blogger gehört man ja schon mal direkt zu den Losern und den Außenseitern. Insofern müsste die US-Fernsehserie GLEE ja genau meinen Geschmack treffen. Nun denn, ich bin kein Gleek, wie sich die Fans in einer Mischung des Serientitels und dem Sammelbegriff Geek selber nennen. Nett zum reinzappen, aber es hält mich nicht lange in der Fernsehserie. Dennoch muss man anerkennen, dass GLEE ein echtes Phänomen ist. Gefühlt sind 30 Plätze der Top 100-US-Musikcharts fest in der Hand der Glee-Coverversionen. Wie man bei uns sagt: neben dem eigentlichen Produkt, der Fernsehserie verkaufen sich auch weitere Geschäftsfelder wie geschnitten Brot. Im Rahmen der 360 Grad- Auswertung sitzen die Entscheider mit Zigarre im Ohrensessel und scheinen zu brainstormen: „Los, wir machen Merchandising, T-Shirt-Serien. Die platzieren wir in der Serie, laden sie damit emotional auf und werfen sie auf den Markt.“ „Alt, langweilig, bringt aber Geld. Okay, was noch?“ „Hmm, wenn die eh alle singen und tanzen, können wir doch auch ne Konzertreihe machen? Las Vegas?“ „Ne, zu prätentiös. Schon klassisch durch die Multifunktionshallen der Staaten, man will ja auch an das Portemonnaie der kleinen Leute.“ „Super machen wir. Kann man auch wieder T-Shirts verkaufen.“ „Ja, aber dann bringen wir noch ne Konzertaufnahme raus, können wir nochmal ein bisschen Kleingeld machen.“ „Schon, aber wir hätten gerne grosses Geld.“ „Dann lass uns doch einen Konzertfilm machen, und den bringen wir ins Kino.“ „Gute Idee! Aber so wie Hannah Montana und Justin Bieber, die haben sich doch dusselig verdient mit diesem Brillen-Kino-Film.“ „Genau, das machen wir! Glee 3D der Konzertfilm im Kino! Wenn da die Dollars nicht sprudeln…“

Die hinterhältige Sporttrainerin Jane Lynch in der Serie warnt im Trailer: guckt nicht diesen Film. Spart euch das Geld. Das ist natürlich provakotionstherapeutisch gegenteilig gemeint. Ich hingegen kann das nur bestätigen. Kids, lasst euch für diesen Highconcept-Aufguss kein Geld aus der Tasche ziehen!

Der Glee 3D-Konzertfilm ist kein durchgehendes Konzert. Etwa die Hälfte der Spielzeit gibt es Aufnahmen von Fans vor den Hallen (macht man so, damit sie ihre Freunde ins Kinos schleppen und zu Hause die DBF verehren, auf der sie ja zu sehen sind), den Serien-Darstellern backstage und, aufgeteilt in drei Personen und Handlungsstränge, Berichte von Außenseitern, die durch die Fernsehserie Glee ihr Selbstvertrauen gefunden haben. Glee ein Dokumentarfilm? Warum nicht! Doch stoßen mir dabei zwei Dinge sauer auf: Glee 3D wird hier flach. Allein die Konzertszenen sind stereoskopisch umgesetzt, alles drumrum ist flach und 2D. Und dafür zahlt man den vollen 3D-Zuschlag im Kino, dabei ist Glee nur ein halber 3D-Film. Gut, man braucht ja auch ein bisschen Dynamik in der 3D-Erzählweise, aber das kann hier nicht die Ausrede sein. dass man den Kids hierfür 10 oder 12 Euro aus der Tasche zieht, ist schon beinahe dreist.

Wie sehr Glee ein Gesellschaftsphänomen ist, dass sich perfekt in das Highconcept-System einfügt ist schon brillant. Ohne Film und Fernsehen gäbe es dieses US- Gesellschaftsbild von der Perfektion und Schönheit der Whitebread-World in dieser Form nicht. Jetzt ist der Normalbürger aber mit einem Mangel behaftet, er ist dick, Brillenträger, dunkler Hautfarbe, doofes Blondchen, jüdischer Religion oder gar Rollstuhlfahrer. Machen wir doch die Outsider zu den Stars und geben ihnen eine Projektionsfläche, wo ihr Ebenbild unglaublich geliebt und erfolgreich ist. Da juchzt die kleinwüchsige Cheerleaderin, die sogar zur Miss Promnight gewählt wird. Die dicke zottelige Couchpotato, die endlich auch Freunde findet, weil man zusammen die gleiche Fernsehserie guckt, und der afroamerikanische schwule Teenager, der in der Serienfigur Kurt Hummel sein Role Model für sein Coming Out findet. Durch die Depression an Menschlichkeit im System wird der unperfekte zur Zielgruppe, Glee zum Psychopharmaka, und das muss man wie Prozac einwerfen, immer und noch länger, sonst geht es wieder abwärts in der Depressionspirale.

Was aber, wenn der vermeintlich behinderte Artie den Rollstuhl auf der Tanzbühne plötzlich seinen Rolli verlässt und singt „We can Dance, if we want to?“ He, der kann ja gehen! Und tanzen! Der ist ja gar nicht behindert, das ist ja ein Schauspieler! Betrug, ich will mein Geld zuruck! Ist die Blondine dann etwa gar nicht doof? Trägt Mercedes etwa einen Fatsuite? Ist die jüdische Nase von Rachel aus Putty und nur angeklebt? Ist Hummel-Kurt gar nicht schwul?
Vorher waren die Schauspieler der Serie unbekannt, durch die Interpretation des Unperfekten sind sie Stars. Weil sie einfach näher dran an ihren Fans sind. Keine Frage, sie können singen und tanzen. Aber der Rest scheint eine Gelddruck-Maschine zu sein. Fiktion. Eine schillernde Seifenblase, aufgeblasen bis kurz vor dem Platzen. Da möchte man der spitze Finger sein, der die Staunenden zurück in die Realität holt.

Um noch mal zum Filmischen zurück zu kommen: die Konzertaufnahmen hat Vincent Pace, der Partner von James Cameron bei der Pace/Cameron Fusion Group als Stereographer durchgeführt. Entsprechend hohe Erwartungen durfte man an den Tag legen. Doch etwas enttäuschend: die Arbeit ist zwar solide, aber auch relativ einfallslos. Da hat sich seit dem U23D- Konzertfilm nichts weiter entwickelt. Die Tiefen sind begrenzt durch den Bühnenbau, es gibt ein paar Establishing-Shots durch die Fanmassen in den Hallen. Die Out-of-Screen-Effekte sind gering, und die gigantisch verzerrten Hand-Mikrophone zählen einfach nicht zu ansprechender Stereoskopie. Da wäre mehr drin gewesen, wie 3D- Konzertfilme wie „New Blood“ von Peter Gabriel und das Konzert der Scorpions (ich durfte schon ein paar Szenen sehen) beweisen. Die dokumentarischen Teile hätten sowohl von der formalen Bildgestaltung wie von der räumlich emotionalen Nähe stereoskopisch durchaus spannend umgesetzt werden können, aber dieses Potential hat man verschenkt.

Doch Fans wird das natürlich nicht abhalten, Glee on Tour – den 3D-Film zu sehen. Doch Beeilung, bevor es sich auf der Leinwand ausgeträllert hat.

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